Die Realität für trans Personen in Europa: Herausforderungen und ein Aufruf zum Handeln
- Lizbeth
- 23. Juli
- 3 Min. Lesezeit

Ein neuer Bericht der EU-Agentur für Grundrechte (FRA) beleuchtet die Erfahrungen von LGBTIQA*-Personen in ganz Europa und liefert wichtige Erkenntnisse darüber, wo Fortschritte erzielt wurden und wo dringender Handlungsbedarf besteht. Die Ergebnisse der jüngsten Umfrage, an der über 100.000 LGBTIQA*-Personen teilnahmen, zeichnen ein gemischtes Bild: Obwohl sich mehr Menschen zu ihrer Identität bekennen, nehmen Belästigung, Gewalt und Mobbing zu, besonders für jüngere LGBTIQA*-Personen. Für trans, inter*, nicht-binäre und genderdiverse Personen sind die Herausforderungen besonders gravierend.
Der Bericht „LGBTIQ equality at a crossroads: progress and challenges“ () hebt hervor, dass die Diskriminierung langsam abnimmt, aber immer noch auf einem hohen Niveau bleibt. Gleichzeitig sehen wir einen besorgniserregenden Anstieg von Gewalt und Belästigung.
Was bedeutet das speziell für trans und genderdiverse Personen?
Trans, inter*, nicht-binäre und genderdiverse Personen sind überproportional betroffen:
Belästigung: Mehr als 2 von 3 inter* und trans Personen wurden Opfer von hassmotivierter Belästigung. Dies ist ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu 2019, als es 1 von 3 Personen im Allgemeinen war.
Gewalt: Obwohl mehr als 1 von 10 Personen in den letzten fünf Jahren Gewalt erlebt hat, waren mehr als 1 von 3 inter Personen angegriffen worden*. Trans, inter*, nicht-binäre und genderdiverse Personen sind generell häufiger Belästigungen und Gewalt ausgesetzt.
Psychische Gesundheit: Die Umfrage zeigt alarmierende Zahlen: Mehr als die Hälfte der trans, nicht-binären und genderdiversen Personen geben an, dass sie Suizidgedanken haben*. Generell sind sie häufiger mit psychischen Problemen konfrontiert.
Konversionsmaßnahmen: 1 von 4 Personen gibt an, zu Konversionsmaßnahmen gezwungen worden zu sein, um ihre sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität und -ausdruck zu ändern. Dies ist eine brutale Praxis, die die Identität von Personen verneint.
Zugang zu Gesundheitsversorgung: Trans, inter*, nicht-binäre und genderdiverse Personen haben häufig Schwierigkeiten beim Zugang zu medizinischer Versorgung.
Obwohl mehr LGBTIQA*-Personen heute offener mit ihrer Identität umgehen, immerhin mehr als die Hälfte, vermeiden es die meisten immer noch, in der Öffentlichkeit Händchen zu halten, aus Angst vor Angriffen. Nur 1 von 4 Personen ist der Ansicht, dass ihre Regierung Vorurteile und Intoleranz gegenüber LGBTIQA*-Personen bekämpft.
Was muss getan werden? Der Aufruf zum Handeln.
Die FRA fordert die Regierungen auf, entschiedene Maßnahmen zu ergreifen, um die Grundrechte von LGBTIQA*-Personen zu schützen und zu fördern. Dies ist entscheidend, um das Leben von trans Personen zu verbessern:
Hasskriminalität bekämpfen: Es braucht eine Null-Toleranz-Kultur gegenüber Gewalt und Belästigung von LGBTIQA*-Personen. Die Polizei muss besser geschult werden, um Hassdelikte zu erkennen und zu untersuchen, damit sich Opfer sicher fühlen, Angriffe zu melden.
Diskriminierung entgegenwirken: Die Annahme der EU-Gleichbehandlungsrichtlinie und die Stärkung von Gleichstellungsstellen sind notwendig, um Diskriminierung in allen Bereichen zu bekämpfen.
Hass im Internet: Hass- und Desinformationskampagnen gegen LGBTIQA*-Personen im Internet müssen bekämpft werden, und digitale Plattformen müssen zur Rechenschaft gezogen werden.
Bildung verbessern: Schulen müssen sichere und unterstützende Lernumgebungen für alle Kinder sein, Mobbing muss bekämpft werden, und Lehrpläne sollen auf bewährten Verfahren basieren.
Gesundheitsversorgung sichern: Es muss einen sicheren Zugang zu qualitativ hochwertiger Gesundheitsversorgung, einschließlich psychologischer Unterstützung, geben. Konversionsmaßnahmen und nicht lebenswichtige medizinische Eingriffe müssen beendet werden.
Wie Sirpa Rautio, die FRA-Direktorin, betont: „Offen LGBTIQA* zu sein, sollte in Europa kein Kampf sein. Obwohl wir Anzeichen für Fortschritte erkennen, stellen Mobbing, Belästigung und Gewalt nach wie vor eine ständige Bedrohung dar. Wir müssen endlich entschlossen handeln und auf den Fortschritten aufbauen, die wir erzielt haben, damit alle Menschen in der EU gleich behandelt werden und in Würde und Respekt leben können“.
Die Ergebnisse dieser Umfrage sind wertvolle Daten, die den Mitgliedstaaten helfen sollen, solide Politiken zur Bekämpfung von Diskriminierung und zum Schutz der Rechte aller LGBTIQA*-Personen zu entwickeln. Es ist an der Zeit, dass wir diese Daten nutzen, um eine wirklich gleichberechtigte und respektvolle Gesellschaft für alle zu schaffen, insbesondere für unsere trans Mitbürger*innen. Der Report ist ein Aufruf zum Handeln!
Eine offizielle Zusammenfassung ist auf fra.europa.eu verfügbar: https://fra.europa.eu/de/news/2024/belaestigung-und-gewalt-gegenueber-lsbtiq-personen-nehmen-zu
Der offizielle Report kann ebenfalls heruntergeladen werden: https://fra.europa.eu/en/publication/2024/lgbtiq-equality-crossroads-progress-and-challenges
Eure, Lizbeth
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