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Für manche ist Wissen Macht, für andere ist es Schutz.

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Coming Out Day: Sichtbarkeit, Stolz & Befreiung

  • Autorenbild: Lizbeth
    Lizbeth
  • 8. Okt.
  • 4 Min. Lesezeit
Logo National Coming Out Day (c) 1988 Keith Haring
Logo National Coming Out Day (c) 1988 Keith Haring

Datum: 11. Oktober Thema: Das Coming-Out sichtbar machen, unterstützen und feiern

Was ist der Coming Out Day?

Der Coming Out Day wurde erstmals am 11. Oktober 1988 in den USA begangen. Sein Ursprung liegt im Bewusstsein, dass viele Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender und queere Menschen (LGBTQIA+) sich in Schweigen hüllen und Verstecken und, dass diese Unsichtbarkeit Diskriminierung und Vorurteile verstärken kann. Der Tag soll Mut machen: Menschen sollen ermutigt werden, ihre sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität offen zu leben, sobald sie sich dazu bereit fühlen. Es geht darum, Sichtbarkeit herzustellen und damit auch um politische und gesellschaftliche Teilhabe.

Historische Wurzeln und Entstehung

Die Idee zum Coming Out Day entstand im Kontext des Second National March on Washington for Lesbian and Gay Rights 1987 in den USA. Dort war die Energie spürbar, die entstehen kann, wenn viele queere Menschen gemeinsam für ihre Rechte einstehen. In der Folge waren es Robert Eichberg und Jean O’Leary, die den ersten Coming Out Day ins Leben riefen. Am Tag des ersten Coming Out Day veröffentlichten zahlreiche homosexuelle Menschen in US-Zeitungen ihre Namen. Damals ein sehr mutiger und revolutionärer Akt der Sichtbarkeit. (siehe Wikipedia Englisch)

Coming Out Day im deutschsprachigen Raum

Auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz wird dieser Tag seit vielen Jahren begangen. In der Schweiz sind seit 1991 Veranstaltungen rund um den Coming Out Day üblich, koordiniert von Organisationen wie Pink Cross und der Lesbenorganisation Schweiz. In Liechtenstein gehören Infostände, Filmvorführungen, Kabarett und "Coming-Out-Partys" zu den Aktivitäten. Und in Deutschland arbeiten Initiativen wie Coming Out Day e.V., das Jugendnetzwerk Lambda oder das Portal dbna daran, den Tag sichtbar zu machen. Dies geschieht durch Wettbewerbe, öffentliche Statements oder Informationsangebote. (siehe Wikipedia Deutsch)

Warum ist dieser Tag gerade heute so wichtig?

Das Coming Out hat eine zutiefst persönliche Bedeutung. Für viele Menschen ist es ein befreiender Schritt, weil Verheimlichung und Selbstzweifel abnehmen. Doch dazu braucht es Mut, sichere Räume und Unterstützung.

Gleichzeitig ist Coming Out ein gesellschaftlicher Prozess. Offenheit schafft Bewusstsein, bekämpft Vorurteile und fördert Akzeptanz. Wer sieht, dass Menschen im eigenen Umfeld queer oder trans* sind, entwickelt weniger Distanz und mehr Empathie.

Der Tag verweist zudem auf politische und rechtliche Herausforderungen. Trotz Fortschritten wie der Ehe für alle bestehen weiterhin Barrieren: Diskriminierung im Alltag, soziale Ungleichheiten, mangelnde Rechte für trans* und inter* Menschen. Gerade hier erinnert der Coming Out Day daran, dass die Arbeit für Gleichberechtigung nicht abgeschlossen ist.

Und nicht zuletzt geht es um Solidarität. Nicht alle Menschen haben die gleichen Bedingungen für ein Coming Out. Manche leben in unsicheren Umfeldern, stehen unter religiösem Druck oder bekommen keine Unterstützung. Solidarität und sichtbare Verbündete sind daher entscheidend, um Coming Out für mehr Menschen möglich und sicher zu machen.

Ideen und Impulse - Was kann man tun?

Den Coming Out Day aktiv zu gestalten, kann ganz unterschiedlich aussehen. Manche erzählen ihre Geschichte, ob privat oder öffentlich, und schaffen damit Vertrauen bei anderen. Andere unterstützen Einrichtungen wie Beratungsstellen, queere Vereine oder Selbsthilfegruppen durch Ehrenamt, Spenden oder Öffentlichkeitsarbeit.

Auch Veranstaltungen tragen dazu bei: Info-Stände in der Innenstadt, Workshops an Schulen, Filmabende oder Podiumsdiskussionen können helfen, Vorurteile abzubauen und Wissen zu verbreiten. Sichtbarkeit kann auch digital entstehen: Durch Social Media, Hashtags, persönliche Geschichten oder das Zeigen von Symbolen wie der Regenbogenflagge. Für mich war es der Start dieses Blogs. Kleine Dinge, welche hoffentlich Sichtbarkeit und Akzeptanz schaffen und die ein oder andere Person stärken.

Darüber hinaus sind Schulen, Universitäten und Arbeitsplätze gefragt. Sie können bewusst Räume schaffen, in denen Coming Out sicher möglich ist, mit klaren Richtlinien, Ansprechpartner*innen und einer Kultur der Offenheit.

Ein Blick auf 2024

2024 stand Coming Out Day erneut unter dem Zeichen von Sichtbarkeit und Stolz. Die dgti betonte, dass Coming Out nicht nur ein persönlicher Schritt, sondern immer auch ein politischer Akt ist. Besonders trans* und inter* Menschen sind weiterhin mit Hürden konfrontiert, sei es in Form von Bürokratie, gesellschaftlichen Vorurteilen oder eingeschränkten Rechten. (siehe dgti, 11. Oktober 2024)

Auch Echte Vielfalt blickte auf den Tag zurück und hob hervor, dass Coming Out Day nicht nur von den Geschichten lebt, die erzählt werden, sondern auch von denjenigen, die (noch) nicht erzählt werden können. Gerade hier trägt die Gesellschaft Verantwortung: Rahmenbedingungen zu schaffen, in denen Outings nicht mit Angst und Unsicherheit, sondern mit Zuversicht und Selbstbestimmung verbunden sind.

Trau Dich

Der Coming Out Day steht für mehr als Sichtbarkeit. Der Tag ist ein Appell an uns alle. An diejenigen, die sich outen wollen oder bereits out sind, sich gestärkt zu fühlen. An diejenigen, die zuhören und lernen können, Vorurteile abzubauen. Und an die Gesellschaft insgesamt, Strukturen zu schaffen, in denen ein Coming Out nicht mit Diskriminierung, sondern mit Freiheit verbunden ist.

Trau dich, wenn der Moment für dich gekommen ist. Ein Coming Out ist kein einfacher Schritt. Es ist ein Schritt in Richtung Freiheit, Selbstbestimmung und innerer Ruhe. Es befreit.

Du hast Fragen zu Deinem Coming Out? Schreibe mir, es ist für jede:n anders, aber d'rüber reden hilft.

Eure, Lizbeth

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