Transgender Day of Remembrance: Warum Gedenken nötig ist
- Lizbeth

- 19. Nov.
- 3 Min. Lesezeit

Am 20. November gedenkt die weltweite Trans-Community beim Transgender Day of Remembrance (TDoR) derjenigen Trans- und geschlechtsdiversen Personen, die im vergangenen Jahr wegen Transfeindlichkeit ermordet oder getötet wurden. Der Tag verbindet persönliches Trauern mit politischem Mahnen: Namen werden verlesen, Kerzen entzündet, Aktionen durchgeführt, um auf das Ausmaß trans*feindlicher Gewalt aufmerksam zu machen.
Die Geschichte des Transgender Day of Remembrance
TDoR begann 1999 als Reaktion auf die Ermordung der trans Frau Rita Hester in den USA und hat sich seitdem zu einem jährlichen, internationalen Gedenktag entwickelt. Er wurde bewusst als Mahnmal für die Opfer transphober Gewalt gegründet, nicht nur zum Erinnern, sondern um Öffentlichkeit, Schutz und politische Maßnahmen einzufordern.
Wie weltweit erinnert wird
Typische Formen des Gedenkens sind: das Verlesen der Namen der im letzten Jahr getöteten Menschen, Kerzen- bzw. Mahnwachen, Gottesdienste, Ausstellungen, Filmabende und politische Kundgebungen. In Deutschland und anderen Ländern organisieren queere Gruppen, NGOs und Initiativen lokale Veranstaltungen, um sowohl Trauer als auch Forderungen nach Schutz und rechtlicher Gleichstellung sichtbar zu machen.
Harte Zahlen: Trans Personen sind besonders gefährdet
Gewalt im Vergleich zu cis Personen
Trans Menschen sind deutlich häufiger Opfer von Gewalt als cis Personen. Untersuchungen zeigen, dass Transpersonen (im US-Kontext) etwa 2,5 bis über 4 Mal häufiger Opfer von gewalttätiger Kriminalität werden als cisgender Personen, je nach Studie und Messung. Das bedeutet: die Lebensrealität ist statistisch deutlich gefährdeter. (siehe: UCLA, Gender Identity Disparities in Criminal Victimization)
Innerhalb der LGBTQIA*-Community: Trans Personen am stärksten betroffen
Laut US-Behörden und Forschung sind LGBTIA*-Personen insgesamt stärker gefährdet und trans Personen oft am stärksten betroffen. Berichte führen höhere Raten von Gewalttaten und Hassverbrechen gegen LGBTIA*-Personen an; Trans- und besonders transfeminine Personen und People of Color sind überproportional Opfer tödlicher Gewalt. (siehe UCLA, Anti-LGBT Victimization in the United States)
Wer besonders gefährdet ist
Die Zahl tödlicher Gewalt ist hoch und bleibt alarmierend. NGOs und Monitoring-Initiativen (z. B. HRC, Everytown, Transrespect / TVT) dokumentieren jährlich Dutzende bis hunderte ermordeter trans und genderdiverser Menschen weltweit, wobei die überwiegende Mehrheit transfemininer Personen (insbesondere Schwarze trans Frauen und Latinas in manchen Ländern) ist. Das macht TDoR zu einer lebenswichtigen Erinnerung an reale, tödliche Folgen von Transfeindlichkeit. (siehe: HRC, The Epidemic of Violence Against the Transgender & Gender-Expansive Community in the U.S.)
Kleine Anmerkung; gerne hätte ich Daten aus dem deutschsprachigen Raum herangezogen, aber aufgrund der ungenauen Registrierung solcher Verbrechen lassen sich diese schwer analysieren und liegen oft gar nicht vor.
Mehr als Trauer: Politische Forderungen des Transgender Day of Remembrance
Der Transgender Day of Remembrance ist nicht nur ein Tag des Erinnerns, sondern auch ein politisches Signal. Er fordert, dass den Opfern von transfeindlicher Gewalt Gerechtigkeit widerfährt, durch konsequente Ermittlungen und Strafverfolgung. Ebenso macht er auf die Lücken in der Datenerhebung aufmerksam: Nur wenn Gewalt gegen trans Personen verlässlich erfasst und erforscht wird, kann ihr volles Ausmaß sichtbar werden.
Darüber hinaus weist TDoR auf die Notwendigkeit konkreter Schutzmaßnahmen hin. Polizei, Justiz und Gesundheitswesen brauchen mehr Sensibilisierung, um trans Personen nicht zusätzlich zu marginalisieren, sondern aktiv zu unterstützen. Ein weiterer zentraler Punkt ist der Abbau struktureller Diskriminierung. Denn erschwerter Zugang zu Arbeit, Wohnung oder Gesundheitsversorgung erhöht das Risiko für Gewalt und Ausgrenzung und damit die Verwundbarkeit der Betroffenen.
Was kannst du als Leser:in tun?
Auch jede:r Einzelne kann einen Beitrag leisten. Ein erster Schritt ist die Reflexion der eigenen Sprache: Deadnaming oder Misgendering verletzt und kann Gewalt verstärken, während sensible Berichterstattung über Gewalt an trans Personen Würde bewahrt.
Darüber hinaus braucht es politische Unterstützung: Forderungen nach besseren rechtlichen und sozialen Schutzmaßnahmen entfalten nur dann Wirkung, wenn sie von vielen Stimmen getragen werden. Wer möchte, kann auch direkt aktiv werden, sei es durch die Teilnahme an Gedenkveranstaltungen zum TDoR oder indem sie:er Informationen darüber im eigenen Umfeld teilt.
Nicht zuletzt ist die Unterstützung von NGOs ein wichtiger Hebel. Organisationen, die Gewalt gegen trans Personen dokumentieren oder Überlebenden helfen, sind auf Spenden und Engagement angewiesen. Sie tragen dazu bei, dass Betroffene nicht alleinstehen und dass ihre Geschichten sichtbar bleiben.
Eure, Lizbeth




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